Donnerstag, 5. Juni 2014
139 Monate
... ich lese erneut diese wundervollen Zeilen und wie ein schlag trifft mich die Erinnerung bei der letzten Zeile, ich vermeide Erinnerungen, ich weiß wieso... Ich erinnere mich an die Zeit in der ich bemerkte das ich nicht lächeln kann, ich hab es versucht, ich hatte nicht nur keinerlei Gefühl dazu, ich war zu dieser Mimik nicht in der Lage. Ich brauchte ein Jahr, ich musste es wieder lernen, allein schon um weiter zu täuschen und für mich, dann fühlte es sich das erste mal wieder wie ein Lächeln an und nicht wie etwas Fremdes oder einfach Nichts.
Ich spüre die Verzweiflung von damals, ja damals, wann war das? Irgendwann in diesen dunklen Jahren, dieser grauen Masse an verschwommenen Erinnerungen. Die Zeit von der ich heute sagen muss das ich nicht weiß wie ich sie überlebt habe. Irgendwie, von einem Tag zum andern und den meisten konnte ich das Gegenteil vor machen...
Was der Mensch nicht sehen will, das lässt er sich gerne vormachen.

Ich fühle das, mein Körper zieht sich zusammen, ich schreie, ich muss, stumm, ein leises krächzen verlässt meinen Hals, schnelles Atmen um irgendwie wieder Herr der Lage zu werden. Wer war ich? Wer bin ich?
Kopfschmerz setzt ein sobald ich mich beruhigen kann. Der eine oder der andere Schmerz, einen muss ich erleiden, aber nur einer heilt mich, also tapse ich weiter und fühle so viel ich aushalten kann.

Manchmal beobachte ich mich selbst und dann frage ich mich ob ich mir das alles nur vor mache, das alles nicht real ist, ich es übertreibe. Erst wenn ich vor Schmerz nur noch verschwommen sehe, Sprache nicht mehr verarbeiten kann, nicht mehr bewegen, dann bin ich sicher. Doch dieser Gedanke verfolgt mich? Liegt es daran das es mir mein Umfeld nicht erlaubt hat, ich es mir nicht erlaube. Es kann nicht stimmen. Psychosomatik, natürlich entsteht es nur durch und in der Psyche aber niemals Freiwillig, der Gedanke ist verrückt, aber er ist da. Der Zweifel. Wann geht es mir schlecht genug das ich es äußern darf? Ich kenne die Antwort, kurz bevor ich zusammenbreche und einfach nicht mehr so tun kann als käme ich klar. Wenn ich es zeigen MUSS, weil kein Weg drumherum führt oder kurz davor, um den Schein vor anderen zu wahren...
Niemand darf sehen wie es mir tatsächlich geht! Warum ist das so in mir Programmiert?

Wenn ich Hyperventiliere, immer wieder diese Frage, muss ich das? Steigere ich mich in etwas hinein. Nein ich muss es häufig nicht, es ist eine kontrollierte Entscheidung es zuzulassen und nicht zu unterdrücken, es führt oft zu gefühlen, macht aber manchen Menschen Angst. Und es könnte jemand hören...
Unterdrücke ich es, bleibt nur dumpfer grausamer unendlicher Schmerz.
Warum habe ich so große Angst der Lüge bezichtigt zu werden? Ich glaube nicht das irgendjemand auf die Idee käme...nur ich...

Was ist da passiert?
Mir ging es schlecht, jemand kam und hat mir nicht geglaubt, obwohl es wahr war. Und ich habe dadurch angefangen an meiner Empfindung zu zweifeln?


Ich sprach heute mit einem Freund über etwas. Ich lernte irgendwann in diesen Jahren eine Frau kennen. In ihrer Persönlichkeit gespalten, weil sie zu viele Jahre Missbrauch ertragen musste. Sie hatte eine bewundernswerte Stärke, sie gab mir Kraft und viel wichtiger, sie verstand mich. Ich konnte fühlen, das ich einen Menschen gefunden hatte der in der Lage war Mitfühlend zu sein, zu wissen wie ich mich fühle. Sie gab mir dieses Lied von den Tränen der Freude und ich bin ihr unglaublich dankbar.
Ich habe Angst soetwas auszusprechen, als würde ich fürchten der Lüge bezichtigt zu werden, ob dieses Vergleichs... Darf es mir denn so schlecht gehen, obwohl ich so behütet aufwuchs? Ich wurde nicht geschlagen, missbraucht, gedemütigt, nicht einmal meine Eltern haben sich getrennt.
Dieser Lüge wurde ich häufig bezichtigt, selten offen, ich konnte es fühlen und verbarg meinen Schmerz noch tiefer. Es ist grausam, wenn ein Schulmediziner nichts findet, dann hat da auch nichts zu sein!
Menschen wenden sich überfordert ab...daran dachte ich heute auch... wieviele Menschen ich hinter mir ließ, meistens um vorzutäuschen das sie mich sonst verlassen hätten. Ich bin ihnen unangenehm, ich verstehe das, heute habe ich mein auskommen damit, mit 16 Jahren noch nicht, dort machte es alles noch schlimmer, also vergrub ich ihn tiefer... lernte mich aufzuspalten in den (halbwegs) Fröhlichen oder zumindest Ertäglichen und dann... ja... ihr könnt ja lesen ^^

Wo kommt all das her? Soviel Schmerz der mich innerlich zu zerreißen droht, äußerlich lähmt und alles bestimmt. Es raubt mir den Atem.
139 Monate, wollte ich mich nicht nach 10 Jahren endgültig von diesem Körper verabschieden? Nur so eine Idee, weil die Vorstellung es nach einem Jahrzehnt immer noch zu erdulden nicht machbar schien, aber ich bleibe meinem Schwur treu, gehe weiter, jeden Tag. Ich sehe soviel Sinn in der Welt, es muss ihn auch bei mir geben.

Das ich mich von allein an soetwas erinnere und soviel fühle, ich hoffe das ist ein gutes Zeichen.

Die Monate zu zählen hat es für mich immer greifbarer gemacht als Jahre, so langsam wird es unübersichtlich. Traurig.

Ich dachte auch über Bewunderung nach, für mein Wissen, das was ich bin. Ich mag es Bewundert zu werden aber da ist auch eine andere Seite, alles hat seinen Preis. Ich stelle Fragen die wenige in diesem Alter stellen, viele nie. Ich hab dadurch Erkenntnisse gewonnen die so kostbar sind und ich kann sie ein leben lang genießen... wenn dieser Schmerz denn jemals endet zumindest. Ich mag es und ich bin stolz darauf noch zu Stehen, immer noch weiter zu gehen, auf alles was ich erlernt habe, über mich selbst weiß und die Strukturen der Welt. Doch manchmal wollte ich, das diese Bewunderer wüssten, welchen Preis ich dafür Zahle. Weiß ich das selbst? Ich erinnere mich ja an so vieles nicht mehr. Die Gegenwart ist für gewöhnlich grausam genug.
Einmal nur eine unbeschwehrte Zeit, feiern, lachen, tun wonach mir ist, Leichtigkeit, Festivals, Entdecken, Arbeiten... Ich würde so gerne wieder Arbeiten dürfen -_-

Wenn ich es geschafft habe, dann wird es mir eine Freude sein, Menschen zu begleiten, die sind wie ich war, in einer Hölle gefangen, gepeinigt von verdrängten Erinnerungen, Schmerz, gebrochene Seelen - aber jetzt grade scheint es bis dort hin noch ein sehr langer Weg zu sein...

Ich greife noch nach den Sternen,
doch alles was ich berühre, ist mein Horizont.

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